"Wenn der Hund Honig im Kopf hat" – Demenz bei unseren Fellnasen
- Unsere Fellnase
- 25. März
- 3 Min. Lesezeit

Es beginnt oft ganz leise.
Der geliebte Vierbeiner steht plötzlich verloren im Raum. Er blickt dich an – und doch irgendwie durch dich hindurch. Er schläft tagsüber mehr, nachts wandert er rastlos durch die Wohnung. Das Geschäft passiert plötzlich wieder im Wohnzimmer. Und du fragst dich: Was passiert da gerade mit meinem Hund?
Was viele nicht wissen: Auch Hunde können dement werden.
Die Erkrankung trägt den medizinischen Namen Canine Kognitive Dysfunktion (CCD) – sie ähnelt in vielen Aspekten der Alzheimer-Krankheit beim Menschen. Und ja: Man könnte sagen, auch Hunde bekommen "Honig im Kopf".
Was ist die Ursache für Demenz beim Hund?
Mit dem Alter verändert sich das Gehirn. Nervenzellen sterben ab, die Kommunikation zwischen ihnen wird gestört.
Es kommt zur Ablagerung von Beta-Amyloid, einem Protein, das die Signalübertragung blockiert.
Hinzu kommen oxidative Prozesse, eine schlechtere Durchblutung und Entzündungsreaktionen im Gehirn.
All das führt nach und nach zu einem Abbau geistiger Fähigkeiten.
Spüren Hunde das? Können sie damit umgehen?
Ja – und das ist vielleicht das Traurigste.
Viele Hunde merken sehr wohl, dass "etwas nicht stimmt".
Sie werden verunsichert.
Sie ziehen sich zurück.
Manche werden ängstlich, andere aggressiv.
Und manche wirken einfach… traurig.
Oft kämpfen sie tapfer – und versuchen, so zu sein wie früher. Aber der Blick, der einst so vertraut war, beginnt sich zu verändern.
Wie erkennt man beginnende Demenz beim Hund?
Die ersten Anzeichen sind oft subtil. Tierärzte nutzen dafür das sogenannte DISHA-Schema:
Disinorientation (Desorientierung): Der Hund irrt ziellos umher, erkennt bekannte Orte oder Menschen nicht mehr sofort.
Interactions (Veränderte Sozialkontakte): Rückzug, Desinteresse oder ungewöhnliche Anhänglichkeit.
Sleep-Wake Cycles: Umgekehrter Schlafrhythmus – nachts aktiv, tagsüber schläfrig.
House Soiling: Stubenreinheit geht verloren.
Altered Activity: Apathie, Ruhelosigkeit oder stereotype Bewegungen (z. B. im Kreis laufen).
Wie zeigt sich fortgeschrittene Demenz?
Völlige Desorientierung, selbst im eigenen Zuhause
Der Hund erkennt seine Bezugsperson nicht mehr
Unruhe, Wimmern oder Bellen ohne erkennbaren Grund
Kein Interesse mehr an Spiel, Fressen oder Zuwendung
Teilweise starke Angstzustände
In diesem Stadium wird das Leben für den Hund (und für die Familie) zunehmend belastend – oft sogar leidvoll.
Kann man Demenz beim Hund behandeln?
Ja – aber man kann sie nicht heilen.
Ziel ist es, den Verlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.
Mögliche Maßnahmen:
Medikamente:
Selegilin (Anipryl) – verbessert Dopaminspiegel und kann Symptome mindern
Propentofyllin (z. B. Karsivan) – fördert die Durchblutung im Gehirn
Nahrungsergänzung:
Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien, SAMe, B-Vitamine
Ernährung:
Spezielle Diäten mit MCT-Fetten
Mentale Stimulation & Routine:
Kleine Denkaufgaben, Suchspiele, regelmäßiger Tagesablauf
Wichtig ist: Geduld. Liebe. Und Verständnis.
Wann ist der richtige Zeitpunkt, loszulassen?
Diese Frage bricht jedem Tierhalter das Herz.
Es gibt keinen festen Punkt – aber es gibt Zeichen, die man ernst nehmen sollte:
Leidet der Hund dauerhaft – auch mit Unterstützung?
Frisst er nicht mehr, reagiert kaum noch?
Ist er nur noch ein Schatten seiner selbst – verwirrt, ängstlich, ruhelos?
Wenn das Leben für ihn mehr Qual als Freude ist, dann ist es ein Akt der Liebe, ihn gehen zu lassen.
Nicht, weil man aufgibt – sondern weil man nicht im Weg stehen will, wenn der Körper nicht mehr kann und der Geist schon gegangen ist.
Fazit:
Demenz beim Hund ist ein leiser Abschied – in vielen kleinen Schritten.
Aber jeder Moment zählt.
Ein Blick. Ein Schwanzwedeln. Eine kurze Erinnerung an das alte Ich.
Und am Ende?
Bleibt die Gewissheit, dass du da warst. Dass du ihn gesehen hast – auch als er sich selbst schon verloren hatte.
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