Topische Hormonersatztherapie und ihre Auswirkungen auf Hunde
- Unsere Fellnase
- 17. März
- 4 Min. Lesezeit

Einleitung
Die Hormonersatztherapie (HRT) wird häufig zur Behandlung hormoneller Ungleichgewichte bei Frauen und Männern eingesetzt, insbesondere im Rahmen der Menopause oder bei Testosteronmangel. Eine der Methoden zur Verabreichung von Hormonen ist die topische Anwendung, bei der Hormonpräparate in Form von Cremes, Gelen oder Pflastern direkt auf die Haut aufgetragen werden.
Während diese Therapieform für Menschen effektiv sein kann, gibt es zunehmend Berichte über unerwartete Nebenwirkungen auf Haustiere, insbesondere auf Hunde. Diese Tiere können durch den Kontakt mit hormonhaltigen Produkten indirekt Hormone aufnehmen, was zu unerwünschten und teils schwerwiegenden hormonellen Veränderungen führt.
Dieser Bericht befasst sich eingehend mit der topischen Hormonersatztherapie, möglichen Übertragungswegen auf Hunde, den Auswirkungen auf deren Gesundheit und Möglichkeiten zur Prävention.
1. Was ist eine topische Hormonersatztherapie?
Die topische Hormonersatztherapie beinhaltet die äußerliche Anwendung von Hormonen, die über die Haut aufgenommen werden. Die am häufigsten verwendeten Hormone sind:
Östrogen (z. B. Estradiol, Estriol, Estron) zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, Osteoporose oder postmenopausalen Symptomen.
Progesteron zur Regulierung des Hormonhaushalts, z. B. zur Unterstützung der Gebärmutterschleimhaut bei Frauen mit Hormonmangel.
Testosteron zur Behandlung von Testosteronmangel bei Männern.
Diese Hormone werden in Form von Cremes, Gelen oder transdermalen Pflastern auf die Haut aufgetragen, von wo sie in den Blutkreislauf aufgenommen werden.
2. Wie gelangen die Hormone vom Menschen auf den Hund?
Hunde können auf verschiedenen Wegen mit den Hormonen in Kontakt kommen:
2.1. Direkter Hautkontakt
Ein Hund, der eng mit seinem Besitzer interagiert (z. B. Kuscheln, auf dem Schoß liegen, Lecken der Haut), kann über direkten Hautkontakt mit den Hormonen in Berührung kommen.
Besonders betroffen sind Bereiche, die häufig gestreichelt oder beleckt werden, wie Arme, Hände oder Beine, wenn dort Hormoncremes aufgetragen wurden.
2.2. Indirekte Übertragung über Textilien oder Oberflächen
Hormone aus Cremes oder Gelen können auf Kleidung, Bettwäsche, Möbel oder Teppiche übertragen werden.
Hunde, die auf diesen Oberflächen schlafen oder sich darauf reiben, können die Hormone über ihre Haut aufnehmen.
2.3. Aufnahme durch Lecken
Hunde lecken oft die Haut ihrer Besitzer, um Zuneigung zu zeigen oder sich zu reinigen.
Falls eine Hormoncreme auf der Haut des Besitzers aufgetragen wurde, kann der Hund die Hormone oral aufnehmen.
3. Auswirkungen auf den Hund
Hunde reagieren empfindlich auf hormonelle Veränderungen, da ihr endokrines System (Hormonsystem) fein ausbalanciert ist. Die Aufnahme von externen Hormonen kann zu gesundheitlichen Problemen führen.
3.1. Symptome bei Hunden durch Östrogenexposition
Vergrößerte Brustdrüsen: Besonders bei weiblichen Hunden, aber auch bei Rüden kann eine Vergrößerung des Brustgewebes auftreten.
Hautveränderungen: Verdickung der Haut, Hyperpigmentierung oder Haarausfall sind mögliche Symptome.
Veränderungen im Verhalten: Hunde können lethargisch werden oder Verhaltensänderungen wie vermehrte Anhänglichkeit oder Reizbarkeit zeigen.
Genitalveränderungen:
Bei Hündinnen: geschwollene Vulva oder vaginale Blutungen ohne Läufigkeit.
Bei Rüden: Schrumpfung der Hoden und verminderte Libido.
3.2. Symptome bei Hunden durch Testosteronexposition
Aggressionsverhalten: Testosteron kann das Dominanzverhalten verstärken, was zu unerwarteter Aggression führen kann.
Vermehrtes Markieren: Rüden können beginnen, verstärkt Urin zu setzen, um ihr Revier zu markieren.
Vergrößerte Prostata: Bei älteren Rüden kann eine Testosteronaufnahme zu einer Prostatavergrößerung und Harnproblemen führen.
Haarausfall und fettige Haut: Ein Überschuss an Testosteron kann zu dermatologischen Veränderungen führen.
3.3. Weitere hormonelle Störungen
Knochenmarkssuppression: Eine langfristige Östrogenaufnahme kann die Produktion roter und weißer Blutkörperchen im Knochenmark hemmen, was zu Anämie und Immunschwäche führt.
Schilddrüsenprobleme: Hormonelle Dysbalancen können die Schilddrüsenfunktion beeinflussen, was wiederum Stoffwechselstörungen verursacht.
4. Risikogruppen: Welche Hunde sind besonders gefährdet?
Einige Hunde sind anfälliger für die Nebenwirkungen hormoneller Exposition:
Kleine Hunderassen: Aufgrund ihrer geringeren Körpermasse reagieren sie empfindlicher auf hormonelle Störungen.
Ältere Hunde: Ihr Stoffwechsel verarbeitet Fremdhormone möglicherweise langsamer.
Nicht kastrierte Hunde: Hündinnen in der Läufigkeit oder Rüden mit intaktem Hormonhaushalt können besonders empfindlich auf zusätzliche Hormone reagieren.
Hunde mit bestehenden Hormonproblemen: Tiere mit Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes oder Cushing-Syndrom sind besonders anfällig für hormonelle Störungen.
5. Diagnostik und Behandlung
5.1. Diagnose
Falls ein Hund Symptome einer hormonellen Störung zeigt, sollte ein Tierarzt konsultiert werden. Mögliche diagnostische Schritte umfassen:
Blutuntersuchungen: Zur Messung des Hormonspiegels (Östrogen, Testosteron, Progesteron).
Ultraschall oder Röntgen: Zur Untersuchung der Prostata, Gebärmutter oder Brustdrüsen.
Hautbiopsien: Falls Hautveränderungen vorliegen.
5.2. Behandlung
Vermeidung weiterer Exposition: Die erste Maßnahme ist, die Quelle der Hormonexposition zu identifizieren und zu eliminieren.
Medikamentöse Behandlung: Falls nötig, kann eine hormonelle Therapie durchgeführt werden, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Symptomatische Behandlung: Falls sekundäre Probleme wie Anämie oder Prostatavergrößerung auftreten, können gezielte Medikamente helfen.
6. Präventionsmaßnahmen für Hundebesitzer
Um die Gesundheit ihres Hundes zu schützen, sollten Besitzer, die eine topische Hormontherapie anwenden, folgende Vorsichtsmaßnahmen treffen:
Hände waschen nach dem Auftragen der Creme, um eine unbewusste Übertragung zu vermeiden.
Tragen von Kleidung über den behandelten Bereichen, um direkten Kontakt mit dem Hund zu verhindern.
Vermeidung von Hundekontakt für einige Stunden nach der Anwendung der Hormoncreme.
Spezielle Applikationsstellen wählen, die für den Hund schwer zugänglich sind (z. B. innerer Oberschenkel statt Hände oder Arme).
Regelmäßige tierärztliche Kontrollen, wenn Verdacht auf eine Exposition besteht.
Fazit
Die topische Hormonersatztherapie kann für den Menschen viele Vorteile haben, birgt jedoch unerwartete Risiken für Haustiere, insbesondere Hunde. Durch direkte oder indirekte Aufnahme der Hormone kann es bei Hunden zu schwerwiegenden hormonellen Störungen kommen. Bewusstes und vorsichtiges Verhalten kann das Risiko minimieren und die Gesundheit des Tieres schützen. Wer eine Hormonersatztherapie nutzt und gleichzeitig einen Hund hält, sollte besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen und bei ungewöhnlichen Symptomen umgehend einen Tierarzt konsultieren.
Comments